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Wasser vs Feuer

Eine bestandsaufnahme

….and the winner is: Wasser! Gratulation, gerade das neueröffnete Operettenhaus Dresden, dann die Deutsche Oper Berlin. Am letzten Wochenende traf es das Stage Theater an der Elbe kurz vor der Preview zu „Mary Poppins“.

 

Die Liste derer, die von falsch ausgelösten Löschanlagen betroffen sind, kann man momentan leider fast laufend fortsetzen. Es wird gelöscht was das Zeug hält, auch ohne Feuer! Anlagen, die überhaupt nicht die Werte in den Theatern bedenken, werden stetig und ohne Zögern weiterhin von Verwaltern ohne Sachkenntnis eingebaut, auch wenn die Gefahren unbeabsichtigter Auslösung und der Wartungsaufwand und seine Kosten enorm sind oder gerade deshalb. Häufig werden höhere Anschaffungskosten als Totschlagargument verwendet, weil das finanzielle Budget öffentlicher Sanierungen ohnehin durch den oftmals falschen Ansatz ermittelt worden ist und nicht durch eine genaue Bedarfsermittlung und eine schlüssiges Konzept. Viele Bauherren haben von zielgerichteten Bedarfsermittlungen noch nichts gehört, obwohl die DIN 18205 darauf explizit hinweist.
In Theatern und Kulturbauten sind nicht selten Werte von mehreren Millionen Euro zu finden, die sich aus Lichttechnik, Ton- und Videotechnik ergeben, sowie den Kommunikations- und Sicherheitsanlagen und der Veranstaltungsorte.
Technologien , die mit wenig Wasser auskommen sind vorhanden, aber warum soll man von alten Methoden abweichen?
Um Werte zu schützen die sich Planer, die diese spezielle Technik und die besondere Logistik der Kulturorte nicht kennen, leider fast nie im ihren vollen Umfang vorstellen können. Eine Bühne ist eher mit der Technik eines ICE oder eine neuen Golf GTI zu vergleichen, um nur ein einfaches Bild der Komplexität zu vermitteln. Man muss bei Neubauten oder Sanierungen von Kulturbauten die zu schützenden Werte genau überprüfen, ohne die elementaren Schutzziele zu vernachlässigen. Eine anständige (Vor-) Planung hilft, die hochwertigen technischen Anlagen zu schützen und die Häuser im Brandfall umfassend zu schützen.

Hochwertige innovative Löschanlagen schützen Werte in höchstem Maße.
Mittel der Wahl wäre eine Sprühflutnebellöschanlage , wie sie bereits in denkmalpflegerisch relevanten Theatern wie dem Schlosstheater in Celle und dem Oldenburger Theater zum Einsatz gekommen ist. Mit einem Druck von 200 bar werden deutlich geringere Mengen des sonst benötigten Wassers im Raum so vernebelt, dass ein Feuer in wenigen Minuten gelöscht werden kann.
Der Schaden ist nicht schlimmer als eine Fahrt mit dem Fahrrad bei Nieselregen. Anlagen werden so ohne Qualitätsverlust umfassend geschützt und den hohen Werten Rechnung getragen, was eine höhere Einstiegsinvestition durchaus rechtfertigen würde, zumal Wartungskosten in geringerem Maße anfallen. Diese werden bei öffentlichen Gebäuden oft aus einen anderen Topf bezahlt und daher gelegentlich ( erfreulicherweise tendenziell seltener ) vernachlässigt. Dabei liegt der Anschaffungspreis moderner Anlagen dieser Art im Schnitt nur 10- 20 % über den Preis herkömmlicher Systeme.

Digitalisierung ist natürlich gerade in diesen Bereichen ein brandaktuelles Thema.
Klima- und Heiztechnik werden und sollen in deren Zuge zu vollautomatisierten Steuerungen übergehen.
Brandmeldetechnik wird es sogar in viel stärkerem Maße betreffen. Sie muss digital direkt vernetzt werden und der Feuerwehr komplexe und umfassende Einsichten über intelligente Überwachungssysteme bieten.
Brandmelder, die im Alarmfall zeitgleich ein Bild der entsprechenden Meldersicht übermitteln sind beim Stand heutiger Technik lediglich eine zusätzliche Anforderung oder Erweiterung kommunikativer Systeme.
Inspizientenrufanlagen, die kommunikative DNA- Nervenbahn der Theater, wird über vernetzte Ringsysteme mit Brandschutz-, Alarmierungs-und Überwachungsanlagen verknüpft, so dass Meldungen und Wartungen über Fernkontrolle möglich werden. Das wird die zukünftig steigenden Kosten für Brandschutz im Kulturbau signifikant senken helfen.
Schonende, intelligente Technologien müssen mit einer parallel verlaufenden Überprüfung bestehender Gesetze und Normen stattfinden. Verordnungen, die auf dem Niveau einfachster Technik entstanden sind, gehören, zusammen mit analogen Anlagen und falsch verbauten Steuerungen, in die technischen Museen.
Aktuell wird oft konventionelle veraltete Technik eingebaut, während neue Technologien ein Orchideendasein führen. Die Theater haben oft nicht die Kraft, sich gegen die Bauherren durchzusetzen, auch fehlen oft die Spezialisten, die diese Belange auch klar benennen können bzw. die Zusammenhänge der komplexen Betriebe kennen. Leider haben wir momentan das Feld den Verwaltungen und Verwaltern überlassen, deren Kreativität weder den Gebäuden gerecht wird noch das Leitbild einer innovativen Stadtplanung sein sollte. Das überfordert -ohne deren wichtige Arbeit einer Bewertung zu unterziehen- deren Möglichkeiten.

Planer und Architekten müssen die Möglichkeit erhalten diese besonderen Bauwerke der letzten Jahrhunderte unter neuen Gesichtspunkten zu betrachten, die möglicherweise mit einer Nachkriegsbauordnung und allgemeinen Normungen nicht hinreichend beschrieben werden können. Kulturbauten sollten wegweisend in Technik und Architektur sein. Eventuell sogar manchmal in dieser Reihenfolge. Die Möglichkeiten der Ingenieure sind vielfältig und könnten innovativer Motor einer ganzen Branche sein.
Eine neue Herangehensweise ist für die einmalige Weltkulturerbelandschaft der Theater notwendig, will man die Häuser in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung erhalten und Schäden an den meist bedeutenden Bauwerken verhindern. Ganz nebenbei wird man so die dauerhaft hohen Kosten der Unterhaltung der Gebäude erheblich senken können. Ein willkommener Nebeneffekt.

Ein paar Sätze zum Schluss: Erfreulicherweise sind Theater sehr sichere Einrichtungen. Das liegt am gut geschulten Personal, dem Wegfallen von Brandlasten durch Verordnungen, die feuergefährliche Produkte nicht zulassen oder zu vermeiden suchen sowie der stetigen Verbesserungen der Brandmeldung. Im Brandfall ist die Feuerwehr in wenigen Minuten vor Ort und leitet einen Löschangriff ein. Das bedeutet, dass wir Paradigmen neu feststellen müssen und hergebrachtes bei aller Verantwortung auch überdenken sollten, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Die (Schutz-) Ziele sind zu berücksichtigen, die Menschen, die Werte und die Nutzungen der Häuser. Dem müssen sich die Regelungen und Technologien anpassen, nicht umgekehrt.
Während einer Vorstellung schauen die Augen von drei Feuerwehrleuten und sechshundert Zuschauern auf eine brennende Kerze während im Keller eine Beleuchtungsanlage aus den Siebzigern vor sich hin bruzzelt.
Um die einmalige Kulturlandschaft unseres Landes zu erhalten, müssen Prioritäten neu gesetzt werden und wir müssen Realitäten annehmen. Das benötigt einen klaren politischen Willen und ein Bekenntnis zum Erhalt der Theater und seiner Vielfalt an Künstlern und Kreativen, auf und hinter der Bühne.

 

 

 

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