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Kreativität ist der Schlüssel II

Ein Publikum, das ohnehin der Meinung der Vortragenden ist, wird mit einem wohligen Gefühl nach Hause gehen, weil es unbequeme Haltungen nicht ertragen musste. Eine Entwicklung findet dabei nicht statt. 
Das Dilemma beginnt bereits beim Umgang mit Theatern. Seit vielen Jahren wird der Bestand nicht gepflegt, Neubauten sind die Seltenheit.
Aber gerade wenn strukturschwache Städte wie Bochum den Mut aufbringen ein Konzerthaus in der Mitte der Stadt zu errichten, dankt es die Bürgerschaft mit der begeisterten Annahme des prächtigen Gebäudes.
Kulturbauten sind maßgeblich zu schützen und zu erhalten bzw. die ganze Struktur innerstädtischer Architektur diesbezüglich zugunsten der Kunst zu verändern. 
Die Herausforderungen unserer Zeit müssen sich einer Diskussion stellen können. Das ist die klassische Aufgabe der Kunst, wobei sie frei von Weltanschauungen agieren soll.
Aufgabe der Politk ist die Bereitstellung der Möglichkeiten, die oftmals als “freiwillige Leistungen” für verzichtbar gehalten wurden und damit den Verfassungsgrundsätzen widersprechen.
Der Erhalt der oftmals denkmalrelevanten Bausubstanz ist daher auch nicht nur notwendiges Übel einer freiwilligen und somit meist verzichtbaren oder nicht auskömmlichen Maßnahme, sondern Verpflichtung des Staates. Eine im Konsens vergessene Aufgabe.

Auf den Agenden der städtbaulichen Verwaltungen stehen Schulen und Kindergärten im Fokus des Handelns, Kulturgebäude fallen, auch durch Unkenntnis der komplexen Strukturen und Abläufe im Gebäude, oftmals durch die Raster. Wer möchte sich unbedingt mit einem Projekt belasten, dass aus Planersicht in vielen Bereichen einem Fass ohne Boden gleicht, nicht zuletzt aber genau dieser zögerlichen Haltung geschuldet ist.
Werden Bauleute und Architekten letztendlich aktiv, sind Theater und Kulturbauten meist schon derart in die Jahre gekommen und maschinen- und haustechnische Anlagen so veraltet, dass die Häuser quasi im Altgebäudebestand neu zu errichten sind.
Theater sind in Ihren Abläufen für Außenstehende, bedingt durch die Vielzahl der Nutzungen und der Masse der dort wirkenden Berufe, nur sehr schwer zu verstehen.
Grundlage allen Handels sollte die Kenntnis dieser Strukturen sein und vor Beginn der Leistungsphasen nach HOAI durch eine genaue Bestandsanalyse aus Nutzersicht bestätigt und manifestiert werden. Nur so ist eine effiziente und kostenorientierte Planung nachhaltig möglich.
Dieser hat zwingend eine Bedarfsermittlung (die DIN 18 205 gibt dazu einleuchtendes Basiswissen) zu folgen, an deren Maßgaben sich letzendlich alle weiteren Planungen sowie Ausschreibungen orientieren können.
Über die Bedarfsermittlungen können Raumkonzepte und Ziele einer langfristigen Nutzung festgelegt und entwickelt werden.
Die wiederum sind die eigentliche Basis wirtschaftlicher Betrachtungen von Baumaßnahmen mit derart besonderen Planungsvoraussetzungen.

 

Bedauerlicherweise muss sich das Theater immer wieder für seine Arbeit politische Rechtfertigung durch die marktübliche Steigerung der Produktionen holen. Dabei werden den Theaterleuten Bedingen gestellt, die normalerweise für Reifenhersteller oder Schraubenfabrikanten Gültigkeit haben. Leider sind die künstlerisch ambitionierten Intendanten oft viel zu leicht bereit, die geradezu irrsinnigen und der Kunst widersprechenden Handlungsweisen anzunehmen und ihre Betriebe dadurch personell und substanziell zu beschädigen oder langfristig die einmalige Kulturlandschaft zu zerstören.

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