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Rede zur Eröffnung des 1. Symposiums in der "Bar jeder Vernunft" in Berlin

*„Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,*

*Und jedermann erwartet sich ein Fest“*

 

Jeder erwartet sich ein Fest. 

 

Herzlich Willkommen zum ersten von fünf Symposien zum Thema „Bauen und Sanierungen von Theatern und Kulturgebäuden“.

 

Heute haben wir Premiere mit einem Projekt, das sich ganz dem Erhalt unserer Baukultur widmet. Die Symposien und das Projekt sind der DTHG und mir Herzensangelegenheit. Wir wollen die ererbte Baukultur entwickeln und mit Theaterlandschaft ins 21. Jahrhundert aufbrechen. 

Das wird keine kurzfristige Aufgabe.

 

Theatermenschen haben ihre Kunst und die nächste Premiere im Blick, eventuell die nächste und übernächste Spielzeit.

Gebäude haben andere Zyklen und müssen über Dekaden geplant und auch gepflegt werden. Dafür muss der Blick geschult werden, auch wenn es nicht zwingend die Aufgabe der Kunst und des Künstlers. 

Gleichwohl ist verantwortungsvoller Umgang mit dem Erbe und dem eigenen Nachlass ein Gebot des Anstands ggü. Menschen und Werten.

 

Wir wollen das großartige Erbe nicht nur verwalten, wir wollen es gestalten. 

 

..denn unsere einmalige Theaterlandschaft hat lange Tradition:

Um 1700 gab es in Deutschland ca. 300 Theater. 30 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg entbrannte ein positiver Konkurrenzkampf der Fürstentümer um das schönste Theater. Die Fürsten überboten sich mit Pomp vor allem im Süddeutschland. Der ärmere Norden begnügte sich mit etwa weniger. 

 

Erst als Hoftheater errichtet, später für die Bürgerschaften geöffnet. Eines Tages waren sie zu klein oder genügten den gestiegenen Ansprüchen der Menschen nicht mehr.

 

Ende des Neunzehnten Jahrhunderts begann ein neuerlicher Wettkampf der Städte um die schönsten Theater. 

Architekten und Planer überboten sich mit prächtigen Bauten. Vernetzungen von Architekten, Planern und Theatermenschen spielten in der 1907 gegründeten DTHG eine erhebliche Rolle und tun es bis heute.

 

Mit dem aufstrebenden Bürgertum änderte sich das Selbstverständnis der Bürger,

und Stadtväter präsentierten voller Stolz Ihre Theater. Sie nahmen und nehmen noch heute prominenteste Plätze in den Städten ein. 

100 neue Theater wurden zwischen 1890 und 1920 gebaut. Welche Wertschätzung der Theatermenschen? Was für ein kraftvoller Motor.

 

Die Rede des damaligen Bürgermeisters zur Eröffnung des Theaters von Osnabrück, gebaut von Martin Dülfer, bezeugt eindrucksvoll die Haltung der Bürgerschaft: „Das Theater ist eine Bildungsstätte höchster Wertschätzung, eine Stätte zur Bildung des Geistes und Herzens, zur Vervollkommnung im Wissen, in Wissenschaft und Kunst, eine Erziehungs- und Erholungsstätte nach geistiger und körperlicher Arbeit.“ Klingt nach Aufklärung und Selbstbewusstsein! Und nach Herzensbildung, eine wunderbare und leider in Vergessenheit geratene Form der Bildung. 

 

 

Theater sind keine Bürde. 

 

Sie sind nicht nur Orte künstlerischer Innovation und des Experiments, sondern auch immer Orte nachhaltiger technischer Entwicklungen und der Forschung gewesen. 

Das sollten es wieder sein. Das Streben das Künstlers nach dem Neuen, hat auch immer die Entdeckermentalität der Ingenieure beflügelt.

Theater waren die ersten elektrifizierten Häuser, lange bevor in Berlin Strassenbahnen elektrisch angetrieben wurden. Dampfheizungen und andere haustechnische Anlagen wurden in den Gebäuden zuerst eingebaut. Mut und Vertrauen.

Erwin Piscator entwickelte Bühnenscheinwerfer mit Ingenieuren und Technikern , um einen maximalen gestalterischen Effekt zu erhalten. Babelsberg wäre ohne die Vernetzung und die Erkenntnisse aus den neuen Theatern nicht möglich gewesen. Eine ganze Industrie ist um die Kunst entstanden. Eine Entwicklung, die gar nicht hoch genug zu bewerten ist.

 

Theater und Veranstaltungshäuser müssen wieder vermehrt Orte technischer Innovation sein und Labore für neue Technologien. Wir sollten deutlich mehr wagen!

Ganzheitliche Betrachtungen sind notwendig. 

Geothermie, grüne organische Filter für Lüftungsanlagen.

Brandschutz ist Kostenfaktor Nr.1 bei Sanierungen. Durch den Einbau neuer Systeme können Brandlasten immer geringer werden, Werkstoffe sind schon lange mindestens schwer entflammbar und die Häuser weitgehend überwacht. 

Es nicht verwunderlich, dass durch technologisch veraltete Feuerlöschanlagen mehr Schäden anrichtet werden als durch Feuer. Bühnen sind hochkomplexe Arbeitsbereiche mit wertvoller Technik.

Die prominenten Bauten müssen neu gedacht werden, auch und besonders im Hinblick auf ihre Bedeutung als Kulturdenkmale und ihre Nutzung in einer aktiven Stadtkultur.

 

Theater sind Gebäude, deren besonderer Wert sich durch ihre Nutzung definiert.

Mutige Stadtplanung und Architektur zugunsten der Kunst sind der richtige Weg, um diese Stadtkultur nachhaltig zu entwickeln.

 

Es ist wichtig, sich auf den Bedarf und die Notwendigkeiten der Nutzer dieser Gebäude einzustellen. Für sie ist das Theater nicht nur ein Haus der Kunst sondern Arbeits- und Lebensraum.

Bauherren , Architekten und Planer müssen sich mehr auf die Ziele der Maßnahmen fokussieren! Neben den Nutzungen soll das Baukultur erfahrbar sein.

 

Ergebnis unserer Symposien soll ein Leitfaden zum Umgang mit Bau und Sanierung von Kulturgebäuden sein, der Einblicke in alle fachlichen und kulturpolitischen Ebenen bietet, der diese Häuser modernisiert und zu lebenswerten Arbeitsplätzen für Mitarbeiter und zum Kultur- und Verweilort für Bürger und Zuschauer macht.

 

Ich danke allen Beteiligten, besonders dem BKM, vertreten durch Herrn Dr. Winands und Frau Bartmann, sowie allen Beteiligten herzlich dafür, dass sie dieses Ereignis möglich machen.. 

 

Öffnen wir die Fenster und lassen wir frische Luft ein!

 

Ich bin hier um zu lernen und freue mich auf die Zeit mit ihnen allen.

 

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