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Rede zum 5. Symposium

Mehr Theater wagen!

 

 

*Im Theater ist ein sonderbarer Magnet mit einer sonderbaren verborgenen Kraft eingeschlossen. Nicht selten gewann dieser Magnet größere Spannungen der Anziehungskraft, die es scheinbar zu größeren spannenden Mitwirkungen bringen konnten.*

 

*Und trotzdem ist der heutige Tag die Schwelle des neuen Aufschwunges, der in der keimenden und kommenden Größe alle früheren Höhen weit überragen wird.

 

Der verborgene Magnet wird lebendig und sein Pulsieren wird immer mehr hörbar. Von außen kommen neu gespitzte Kräfte zu Hilfe, die berufen sind, die harte Kruste zu sprengen.

 

Das Gebäude (Architektur), das nicht anders wie farbig sein kann (Malerei) und jeden Augenblick geteilte Räumlichkeiten (Plastik) zusammenzuschmelzen vermag, saugt durch die geöffneten Türen Menschenströme in sich und ordnet sie in schematische strenge Reihen.

 

Alle Augen in einer Richtung, alle Ohren zu einer Quelle. Höchste Empfangsspannung, die hier entladen werden sollte. Das ist die äußere Möglichkeit des Theaters, die auf die neue Gestaltung wartet.*

 

 

 

*Das schrieb Kandinsky vor 100 Jahren.*

 

*«Über die abstrakte Bühnensynthese»* erschien im Buch Staatliches Bauhaus in Weimar 1919–23

 

Ich finde, seine Worte haben nichts von ihrer Kraft eingebüßt und gerade in Hinblick auf unsere Symposien sind haben sie wieder an Aktualität gewonnen. Theater als aktive Orte einer modernen Stadtkultur zu verstehen, ist daher kein Neuland.                                                                                       

 

Und  Kunst und Bauen gehen gemeinsame Wege, in vieler Hinsicht.

 

 Walter Gropius beschreibt es in seinem Manifest des Bauhauses ähnlich:

 

*Das Ziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! Ihn zu schmücken war einst die vornehmste Aufgabe der bildenden Künste, sie waren unablösliche Bestandteile der großen Baukunst. Heute stehen sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der sie erst wieder erlöst werden können durch bewußtes Mit-und Ineinanderwirken aller Werkleute untereinander. Architekten, Maler und Bildhauer müssen die vielgliedrige Gestalt des Baues in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen und begreifen lernen, dann werden sich von selbst ihre Werke wieder mit architektonischem Geiste füllen, den sie in der Salonkunst verloren.*

*Aus dem Manifest des Bauhauses von Walter Gropius

 

 

*Mehr Theater wagen!*

..wir sind noch einmal andere Wege gegangen, in dem wir den Zweck und die Nutzungen der Gebäude in besonderem Maße in den Fokus unserer Betrachtungen gelegt haben..

 

Architekten, Planer, Denkmalpfleger, Betreiber und Kulturpolitiker, vor allem aber Theatermenschen kamen zu Wort und haben miteinander Ziele formuliert und *einander zugehört*. 

Frei vom Denken der eigenen Sektion die Schnittmengen zu betrachten und Verständnis in die Notwendigkeiten und Abläufe eines Kulturbetriebs zu gewinnen- das war NEU und der Subtext unserer Symposien.

 

Am Anfang war dieser Weg noch nicht aufgezeichnet- und das war gut so!

Wir haben den kreativ- experimentellen Charakter der Ensemblekunst Theater auf die Bauwerke übertragen, in oftmals mutigen Vorträgen diskutiert und gemeinsame und auch individuelle persönliche Erkenntnisse gesammelt.

 

Wie Kleist von der “ allmählichen Entstehung des Gedankens bei Reden” spricht,  sind wir mit den uns bewegenden Themen als Grenzgänger unterwegs gewesen und haben Erkenntnisse und Informationen gesammelt, ausgestauscht und *aufgeschrieben*. Dazu später mehr.

 

Für mich gesprochen kann ich Ihnen nur sagen, dass meine Erwartungen weit übertroffen wurden und ich überrascht bin von der positiven Richtungsweisung die unsere Initiative genommen hat.

 

Wir haben für Theater und Kulturbauten eine *besondere* Verantwortung, weil es sich um *besondere* Gebäude mit *besonderen* Anforderungen handelt und bauliche Eingriffe sich nachhaltig um gegenwärtige und zukünftige Nutzungen drehen müssen, auch oder gerade wenn das Gebäude ein Denkmal ist.

Keine einfache Angelegenheit bei einer schwer vorhersehbaren Entwicklung kreativer und technischer Möglichkeiten in unserer sich schnell verändernden Zeit und allen ihren Möglichkeiten.

 

Welcher Planer oder Theatermensch kann die künstlerische und technische Entwicklung eines Hauses in 30 Jahren seriös festlegen? Dennoch müssen wir genaus das fordern.

 

Flexibilität und Mut im Denken ist gefragt. Vielleicht sehen die Lösungen ganz anders aus und entstehen eben gerade im offenen Austausch aller.

 

Konkret heißt das:

Moderne Technik, die eine maximale Reduktion von CO2 möglich macht- bei gleichzeitiger Wohlfühltathmosphäre im Zuschauerbereich und optimal ausgestalteten Funktionseinheiten in allen Arbeitsebenen. Das sollten die Ziele innovativer Kultur-Gebäude sein.

 

Einige Dinge werden sich nicht verändern:

Ein Theater ist ein Haus voller Lebens- und Arbeitsräume, das großartige Ereignisse entstehen lassen möchte. Moderne und zukunftsfähige Arbeitsplätze sollen entstehen oder erhalten bleiben, die Kunst möglich machen. 

Aktuell soll es aber auch ein aktiver Ort werden, an dem man sich treffen kann, immer, nicht nur zu den Zeiten der Aufführungen. 

 

Diese Häuser brauchen die prominenteste Stadtlage. Sie müssen Bestandteil einer aktiven Stadtkultur sein.

Mehr als ein Ort für einzelne Ereignisse. 

Ein Kommunikationsraum für die Stadt der Zukunft, ein Ort für ein Treffen mit Freunden oder ein temporäres Büro für Reisende. Sehr analoge Räume befördern die Digitalisierung.

 

Mehr Theater wagen!

 

Verstehen!

Eine Philosophie des Bauens eines Kulturgebäudes. 

Ganzheitliche und nachhaltige Betrachtungen sind notwendig. 

 

Ganzheitlich bedeutet, Arbeits- und Funktionsbereiche für lange Lebenszyklen zu errichten.

 

Qualitativ hochwertige und ganzheitliche _Vorplanungen_ machen Entscheidungen möglich, die langfristig die Abläufe von Kulturbetrieben sichern und auf Veränderungen aktiv eingehen können.

 

Deshalb ist es für jeden Planer wichtig, die Abläufe eines Hauses zu verstehen und individuell nach Lösungen zu suchen.

 

_Mehr *Theater* wagen_ bedeutet, sich zu trauen, neue Wege einzuschlagen und  Technologien auszuprobieren.

Es bedeutet nicht, tollkühn ohne Ziel loszumarschieren, sondern Planspiele nach verantwortungsvoller Prüfung umzusetzen, auch wenn Innovationen nicht schon jahrelange Praxistests  absolviert haben. Theater müssen die Laboratorien  dieser Technologien sein und Kulturgebäude die Leuchttürme nachhaltigen Bauwesens. Wir brauchen auch mehr Vertrauen in die Ingenieursleistung.

 

Das Bessere ist des Guten Feind!

 

Moderne Technik zuerst in den Gebäuden der Kunst einzusetzen und sie somit praxistauglich für eine nachhaltige Baulandschaft zu machen, das ist vielleicht das Gebot der Stunde und eventuell eine der wichtigsten Erkenntnisse unserer Symposien.

 

Wir kommen heute nicht zum Ende, wir stehen am Beginn und hören erst auf, wenn es gut geworden ist.

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