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Theaterbauten der Zukunft

 

Natürlich ist die klassische Guckkastenbühne nicht tot!
Und natürlich sind alternative Spielstätten mit großem Studiocharakter - ich denke da insbesondere ans Bockenheimer Depot oder Dresden Hellerau (Forsythe) - und andere Formate in alten Industriehhallen oder in eben anderen besonderen Orten für Theatermenschen von großem Interesse, sie bleiben aber die Orchideen in der Theaterlandschaft oder ergänzen bereits vorhandene Strukturen um diese Orte.
Industriehallen vermitteln architektonisch und in ihren Ausmaßen einen Größe und Weite, die sich die Kreativen wünschen. Allerdings muss man stets Abstriche beim Dekorationswechseln, schnellen Umbauten oder der Verkleinerung von Formaten hinnehmen. Alles das lässt sich meist nicht schnell und ohne großen Aufwand herstellen, weiterhin sind diese Strukturen personalintensiv, wenn sie im Repertoire oder wenigsten teilweise so bespielt werden sollen.

Als nach dem Opernbrand in Frankfurt das Bockenheimer Depot als (seinerzeit noch Interims-) Spielstätte konzipiert und eingesetzt wurde, wurden Produktionen vier Wochen und länger am Stück gespielt und die Halle dann dementsprechend geschlossen und für unterschiedliche, bis heute nachhallende Produktionen komplett umgerüstet. Einar Schleef machte gerade diese Halle mit einer besonderen Anordnung von Bestuhlungen und durch die Verbindung von Denkmal und Szenenbild zu einem Ereignisort.

Verständlich, das gerade in den letzten 30 Jahren unterschiedliche Studioformen die Theater bereichern und neben den klassischen Bühnen entstanden sind.
Das macht vor allem mehr Arbeit, benötigt eine in die Theaterabläufe integrierte Infrastruktur und Kreative, die die Orte in ihre künstlerischen Konzepte einbeziehen wollen. Allein das Vorhandensein besonderer Orte macht nioch Kien besonderen Ereignisse. Es kann aber durchaus dazu inspirieren.

Aber wie soll denn nun ein Theaterbau der Zukunft aussehen? Wie kann man die Möglichkeietren und die kreativen Wünsche -auch modernster Darstellungsformen mit größter technischer Raffinesse- abbilden? 

Eigentlich kein Problem:
Wir lassen die expansive Erweiterung der Häuser und Orte sowie kreativer Bühnenformen zu, erweitern die personellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Häuser und können so das Theater 4.0 der Neuzeit erfinden und gestalten! 
Nur, leider, so wird das nix!
Viele Bühnen in einem Quartier brauchen viel Raum und Nebenraum, sie benötigen eine Infrastruktur, technische Gebäudeausrüstung und Bühnentechnik und viele Menschen, die diese Strukturen bewirtschaften und erhalten. 
Oder wir kreieren einen Ort, der das allen kann und die Backstagestrukturen nicht mehrfach, sondern gemeinsam nutzt. Unterschiedliche Arbeitsbereiche können hier synergetisch zusammengebracht werden.

Grundgedanke ist die Vereinigung flexibler Möglichkeiten mit den besten Grundlagen der jeweiligen baulichen Eigenheiten.

-Große Hallen mit gut zugänglichen und belastbaren Flächen können jedes beliebige Format aufnehmen.
-Flexible, schnell wechselbare Bestuhlungsformen durch maschinelle Tribünensysteme machen parallel wirkende - wenn auch nicht zeitgleiche- Lösungen möglich.
-Ein integrierter Bühnenturm mit Schnürboden lässt schnelle Dekorationswechsel in mehreren Blickrichtungen zu.
-Eine umfassende Untermaschienerie integriert Orchstergräben, Hub- und Zuschauerpodien und macht sie jeweils für Mehrfachlösungen nutzbar.

Raumsparende Möglichkeiten bieten auch gleichzeitig neue Perspektiven zur energetischen Reduktion, sprich: die aufgewendete Energie kann in solchen Gebäuden effektiver eingesetzt und verteilt, entsprechende Kreisläufe effizienter betrieben werden.
Wer nachhaltig und energieeffizient arbeiten möchte, wird diese Form eines Theatergebäudes mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten als die zukunftsweisende erkennen und umsetzen.

Es ist die Frage der technischen Möglichkeiten in Verbindung mit den Organistionsstrukturen einen Theaters und der Bedürfnisse aller darin tätigen Menschen. 
Ein Ort kann zwar alle Sparten eines Theaters erfassen, aber nicht gleichzeitig. Natürlich lässt sich auch das erreichen, aber nur mit dem entsprechenden Aufwand von schallisolierenden Raumtrennungen.
Kurzum: Wir können zwar spielen, müssen aber für einen parallellen Aufbau die Logistik bereitstellen oder uns mit den Gegebenheiten und der Organisation unseres Theaters an die Besonderheiten der multiplen Spielstätte anpassen. Das würde allerdings auch die derzeitigen Mangel an Fachkräften berücksichtigen, aber sicher nicht jede Hausleitung beglücken.

Ein technisch aufwendiges Gebäude, dass die Möglichkeiten einer flexiblen Halle mit den technischen Grundausstattungen eines klassischen Theaters verbinden kann, wird zu neuen Ufern des Theaters aufbrechen helfen. Eine Intensivierung wird anstelle der Expansion und der aufwendigen Organisationsformen mehrerer Häuser treten und nachhaltiger Produzieren. Die Nutzung aller Betriebsräume und-abläufe und die energieeffiziente Logistik der kurzen Wege wird darüberhinaus einen wirtschaftlich messbaren Zeitgewinn und verbesserte Arbeitsorte kreieren.

Stellt sich nur eine Frage: Worauf warten wir noch?

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